MEMORIAL

"Willkommen auf der besten (und wahrscheinlich auch einzigen) Fan-Seite im Web zum Atari ST Spiel KICKER von 1991, und seinem kommerziellen Ableger Starbyte Super Soccer. Diese Hommage wurde von meinem 'großen' Bruder Frank erstellt, dem größten Verehrer dieses Spiels, der mir bekannt ist. Dicht gefolgt natürlich von Kaiser Bernd ... Vielen Dank, lieber Frank, für diese tolle Erinnerung! Dein 'kleiner' Bruder Dirk"

KICKER, DIE ETWAS ANDERE FUSSBALLSIMULATION

DAS INTERVIEW

Denis, der Autor des wunderbaren Artikels „Wie Starbyte Super Soccer in mein Leben kam“ erfährt von Dirk die wahre Geschichte hinter dem Spiel. Dirk berichtet von der Entstehung und  verrät dabei einige technische Details. Und warum er mit Starbyte Super Soccer nicht glücklich (und auch nicht reich) wurde. Für die Hardcore Fans gibt es das 2,5 Stunden Interview jetzt auf YouTube.

Das Video gibt es natürlich auch bei youtube: https://youtu.be/KhzOAJvjwNU . Leider kann ich es hier nicht mehr direkt einbetten. Dazu gibt es ein lustiges Gerichtsurteil und eine Abmahnwelle wegen aus dem Web geladenen google fonts.

DAS SPIEL

KICKER war einer der ersten deutschsprachigen Fußballmanager.  Inspiriert vom 1984 erschienenen Footballmanager auf dem ZX Spectrum, wurde KICKER ab 1987 auf dem Atari ST entwickelt und hatte eine Reihe von damals wirklich frischen Features, mit denen es sich von vergleichbaren Spielen absetzen konnte:

  • 4 Ligen von der Verbandsliga bis in die Bundesliga
  • Teilnahme am deutschen und internationalen Pokal
  • über 700 authentische Spieler, und über 100 Vereine
  • Ein durchdachtes und gut strukturiertes Spielmenü
  • Maussteuerung (!)
  • Aufregende grafische Spielszenen
  • 1 – 6 Mitspieler
  • Spielertransfers, Trainingslager, Mannschaftsmanagement, Werbung, Stadionausbau und mehr ….
  • Eine Vielzahl von grafischen Statistiken und Tabellen
  • Bis heute wahrscheinlich einzigartig: Selbst definierte „Fußballwelten“, bei denen die Regeln individuell angepasst werden konnten

DIE STORY

Die Anfänge von KICKER gingen auf ein Programmierexperiment  zurück. Mitte der 80er hatten wir (Bernd, Dirk und Frank) auf dem Sinclair ZX Spectrum  das Spiel Footballmanager Monate lang durchgesuchtet. Mein ‚kleiner‘ Bruder Dirk hatte im Teenie Alter die Idee, eine deutsche Version nach diesem Vorbild des Uhrahns aller Fußballmanagerprogramme zu entwickeln. Er bastelte daran, diese Vision auf seinem Atari 600 XL Wirklichkeit werden zu lassen. Leider scheiterte die Umsetzung schlicht am fehlendem Speicher, der auf dem Atari gerade einmal 16 Kilobytes betrug. Aber immerhin: die Spielergebnisse wurden auf Basis eines Mannschaftsmodells mit diversen Parametern ausgerechnet oder – wie er heute sagt – ausgewürfelt. Auch die Mannschaftsaufstellung und ein paar Tabellen waren bereits realisiert. Zu mehr hatte es aber nicht gereicht. 

Dirks Konfirmation und reiche Paten aus der Schweiz ermöglichten dann die Anschaffung eines Atari ST Computers. Ein absolutes Traumgerät! Damit gab es auch keine Ausrede mehr, was den RAM Speicher betraf. Dirk startete einen neuen Versuch und portierte zunächst den Algorithmus zur Ergebnisberechnung. Anstatt sich zu entspannen und einfach nichts zu tun, nutzte mein kleiner Bruder die Sommerferien 1988, um von früh morgens bis spät abends an seinem ST fleißig KICKER zu coden. Die Nächte waren auch deswegen besonders kurz, weil Bernd, Dirk und ich (Frank) sie bevorzugt dazu genutzt haben, KICKER  in ausgiebigen Spiele- und Testsessions intensiv zu testen. Viele neue Spielideen wurden dabei erdacht und von Dirk oft gefühlt am nächsten Tag umgesetzt.

Programmiersprache der Wahl war das damals sehr beliebte GFA-Basic 2.0. Dirk war Autodidakt. Dementsprechend sah auch der semi-strukturierte Programmcode aus. Speicher Management, sprechende Variablennamen oder Inline Dokumentation? Fehlanzeige! Dennoch bot GFA-Basic genug Möglichkeiten, Dirks Vorstellungen vom Spiel umzusetzen und gerade noch so in seiner Komplexität zu beherrschen.  Zwei Funktionalitäten wurden allerdings über zwei externe Assembler-Bibliotheken umgesetzt: Der frei skalierbare und pixelgenau positionierbare Zeichensatz sowie die (zumindest in der Theorie möglichen) 16-farbigen Sprites für die Darstellung der Spielehöhepunkte zum Abschluss eines Spieltags. Diese wurden von einem älteren Programmierkollegen von Dirk beigesteuert, dafür den besonderen Dank an Oliver Merklinghaus! Übrigens waren die Bibliothek iconomic und der dazugehörige Sprite-Editor von Dirk das Listing des Monats im Atari Magazin Ausgabe Januar 1989.

Irgendwann war KICKER dann „fertig“ und wurde im Freundes- und Bekanntenkreis verteilt. Nicht ganz geklärt ist, wie KICKER zur berühmt-berüchtigen deutschen Spielezeitschrift ASM gelangte. Dort wurde es in der Rubrik „Microwelle“ (ja, mit c und nicht mit k) in der Ausgabe 8+9/1990 vorgestellt. Zur gleichen Zeit meldete sich die unter dem Label Magic Bytes bekannte Firma Micropartner mit dem Angebot, KICKER professionell vermarkten zu wollen. Leider wurde daraus nichts, da die Firma es nicht schaffte, das Spiel auf andere Plattformen zu portieren. Der Vertrag wurde Ende 1990 wieder aufgelöst. KICKER blieb der breiten Öffentlichkeit zunächst vorenthalten. Immerhin konnte Dirk einige Monate später einen Leserbrief in der ASM veröffentlichen, in der er ankündigte, KICKER im Selbstvertrieb als Shareware anzubieten. Zum Speichern musste eine Anleitung mit Speichercodetabelle zum Preis von 30 DM erworben werden. Kurz darauf tröpfelten die ersten Bestellungen bei uns ein. In der Erinnerung wurden so bis zu 100 Exemplare verkauft. Auch auf damals bekannten Shareware CDs wurde KICKER verbreitet.

Anfang 1991 wurde die deutsche Spielefirma Starbyte Software auf unseren Fußballmanager aufmerksam. Die Geschäftsführer stellten eine Veröffentlichung in Aussicht, und unerfahren wie wir waren wurden wir schnell vertragseinig. Neben der Atari ST Version sollten auch Portierungen auf PC, Amiga und C64 umgesetzt werden. Unter dem wenig originellen Namen Starbyte Super Soccer wurde KICKER dann Ende 1991 zum Weihnachtsgeschäft zumindest für ST und PC veröffentlicht, gefolgt von der Amiga Version. Ergänzt um eine neue Grafik zum Programmstart, Musik und echte Stadiongeräusche, aber ansonsten weitgehend unverändert, heimste Starbyte Super Soccer eine Reihe von sehr guten Wertungen in den deutschen Spielezeitungen ein. Besonders stolz machten uns die 80% Bewertung des Urvaters der deutschen Spieleredakteursszene Heinrich Lenhardt in der Powerplay. Starbyte Super Soccer schaffte es auch in die Liste der 100 besten Spiele der Powerplay im Sonderheft von 1991.

Was hätte da noch passieren und den Erfolg verhindern können? Zum einen der zeitgleich erschienene Bundesligamanager Professional, in dessen langen Schatten Starbyte Super Soccer eindeutig stand. Ganz zu schweigen von dem ein Jahr später erschienenen Anstoss. Zum anderen die Pleite von Starbyte Software kurz nach Veröffentlichung.

Reich im monetären Sinne ist Dirk also nicht durch SSS geworden. Schon bei den ersten vertraglich zugesagten Zahlungen gab es Probleme. Leider segnete Starbyte schon bald nach dem Erscheinen des Spiels in 1992 das Zeitliche. Oder wie es im Juristendeutsch von Dirks Anwalt hieß: „Die GmbH hatte sich offensichtlich stillschweigend ohne Rechtsnachfolge aufgelöst“. Ein Jahr später tauchte in Bochum die Starbyte mit leicht geänderten Namen und neuer Geschäftsführerin wieder auf. SSS wurde wieder aufgelegt und später auch in diversen Spielekollektionen erneut gebundlet. Aber das haben wir schon gar nicht mehr richtig registriert, Dirk hatte das Spiel schon abgeschrieben und war gedanklich ganz im Studium und einem neuen Lebensabschnitt angelangt.

KICKER, oder eben Starbyte Super Soccer, hat dennoch einigen Spielern eine schöne Zeit beschert und bleibende positive Erinnerungen hinterlassen. Der großartige Artikel auf Videospielgeschichten.de von Denis ist der Grund, warum es die KICKER Memorial Seite gibt, und warum Dirk nach knapp 30 Jahren sogar eine neue Version bereitgestellt hat, in der er einen Bugfix zu nicht erkannten Mausklicks umgesetzt hat und sich KICKER in der Emulation ohne Floppy-Wechsel spielen lässt.

STIMMEN ZUM SPIEL

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Schon nach den ersten Spieltagen verfällt man dem Suchtsog dieses hervorragend ausgetüftelten Programms

… Zum einen sorgt die Fülle spielerisch relevanten Details auch langfristig für Motivation, zum anderen bleibt die Bedienung trotzdem übersichtlich.

… Bei den vielen Optionen und Statistiken hat der Programmierer den goldenen Mittelweg erwischt.

Heinrich Lenhardt in Powerplay Sonderheft 3 – Die besten 100 Spiele 1991, Wertung 80%

Der Traum aller Fußballfans: „Genial“

„Ein Meilenstein“

„Grafik ist nicht alles“

„In meinen Augen ist SSS Starbytes bisher bestes Produkt, der wohl komplexeste Fußballmanager bis dato“

ASM-Hit, ASM 1/92, Wertung: 11/12

Wie Starbyte Super Soccer in mein Leben kam

„Je absurder der Vereinsname, desto begeisterter war ich.“

„Das Spiel wurde umgehend meine ganz große Liebe. Andere Games schaute ich für sehr lange Zeit gar nicht mehr an.“

„Vielleicht ist ‚Starbyte‘ das wichtigste Spiel meines Lebens.“

Denis Roters, videospielegeschichten.de

Rein spielerisch braucht der hochkomplexe Fußballmanager keine Vergleiche zu scheuen

„In der Welt der Fußballmanager herrscht derzeit helle Aufregung. Nach dem Fußballmanager Professional, meldet nun Starbytes Ledertreter ihren Anspruch auf den Meistertitel an.“

Amiga Joker 12/91, Wertung 74%

Voll ins Netz!

„Die Softler aus dem Ruhrpott haben mit ihrer neuen Fußballsimulation einen spektakulären Treffer gelandet.“

„In Punkte Komplexität macht … dem Programm so schnell keiner was vor.“

„1:0 Für Starbyte.“

PC Joker 6/91, Wertung 78%

Wer einen guten Fußballmanager sucht, kommt an KICKER nicht vorbei

„KICKER ist der Name jener Fußballmanager-Simulation von Dirk Weigand, die sich problemlos mit den Profi-Programmen messen kann.“

„Die Features von KICKER sind echt beeindruckend.“

„Deshalb werdet Ihr auch den exzellenten Fußballsimulator … wohl bald käuflich erwerben können.“

Microwelle, ASM 8+9/91

DAS REVIVAL

KICKER ist zurück – nach über 30 Jahren hat Dirk die Sourcen wieder aufgetrieben und gesichtet. Mit einem GFA-Basic Image konnte er wieder eintauchen in die knapp 20.000 Zeilen Programmcode – und sich wundern, wie das einen funktionierenden Fußballmanager ergeben kann.

Die Begutachtung des Programmcodes war auch nötig geworden, denn KICKER läuft zwar prima mit den diversen Emulatoren auf unterschiedlichen Betriebssystemen (zumindest wenn das passende  TOS 1.04 eingebunden wurde), aber ein kleiner, hartnäckiger Bug erschwerte den Start des Spieles. In der Emulation erscheint die Abfrage des Mausklicks für den „WEITER“ Button bei Spielstart nicht zuverlässig. Beim Studium des Codes hat Dirk den Grund für das Fehlverhalten gefunden, ausgebaut und das Programm mit dem GFA-Basic Compiler unter dem hatari Emulator neu compiliert. Diese Version wird hier auch in der Download Sektion angeboten.

Und schon gibt es Begehrlichkeiten und neue Ideen für kleine Programmverbesserungen, die zu einer KICKER Revival Version führen könnten. Das entsprechende Github Projekt ist schon einmal aus der Taufe gehoben. Mal schauen, ob Dirks Motivation anhält, oder der Alltag aus Beruf und Familie ihn vorzeitig einholt. Ganz so große Erwartungen will er noch nicht wecken. Die von mir ersehnte iOS Version wird es wohl erst geben, wenn er in Rente geht und das ist dann noch eine ganze Weile hin.

DOWNLOAD

Atari ST

Disk Image Version 1.82d

Windows 10

Hatari + TOS 1.04 + Version 1.82d

MacOS

Hatari for Mac + TOS 1.04 + Version 1.82d

Anleitung

Original Manual zur Shareware

Speichercodes

Original Tabelle mit grafischen Speichercodes